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Im Interview: Yasser Eissa von IBM über die Zukunft von Cloud Computing

Yasser Eissa, Vice President IBM Cloud in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Yasser Eissa, Vice President IBM Cloud in Deutschland, Österreich und der Schweiz (Bild: IBM)

Vor einigen Wochen hatten wir auf der IBM BusinessConnect 2016 die Chance, mit Yasser Eissa, Vice President IBM Cloud in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ein Interview zur Zukunft von Cloud Computing zu führen. Spannend für uns vor allem auch deshalb, weil wir in Projekten immer wieder die Frage nach den Vor- und Nachteilen einer Cloud-Umgebung gestellt bekommen. 

HIRSCHTEC: ‚Innovationstreiber IT‘ – so lautet eines der Hauptthemen auf der diesjährigen IBM BusinessConnect. In der Vergangenheit hörte man oft, dass Digitalisierungsprojekte vor allem deshalb gescheitert sind, weil sie zu IT-lastig waren. Warum ist die IT nun einer der Innovationstreiber?

Yasser Eissa: In diesem Zusammenhang ist die IT eines Unternehmens nicht als Organisationseinheit zu verstehen, sondern es ist die rein technische Bedeutung gemeint. Projekte, die in der Vergangenheit gescheitert sind, scheiterten nicht aus Gründen der Technik. Hier waren andere Faktoren, wie die mangelnde Akzeptanz der Mitarbeiter und die oft fehlende langfristige Vision der Unternehmen Schuld.

Die erste Phase des Cloud Computing, in der sowohl Unternehmen als auch Privatanwender Dienste und Anwendungen möglichst günstig aus der Steckdose beziehen wollten, ist mittlerweile definitiv vorbei. Der Reifegrad der Diskussion rund um das Thema Cloud ist ein ganz anderer als noch vor einiger Zeit. Unternehmen entwickeln eigene Cloud-Strategien – auch mit Unterstützung der IBM – mit deren Hilfe sie heute dank neuester Technik völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Ein großer Vorteil moderner Cloud-Technologien ist es, schnell, einfach und ohne große Investitionen unter anderem kognitive Services in Anspruch zu nehmen.

Generell versuchen Unternehmen zum einen, sich durch neue innovative Prozesse, Geschäftsmodelle und Applikationen aus der Cloud von ihren Wettbewerbern zu unterscheiden. Zum anderen schaffen sie so völlig neue Prozesse und Wertschöpfungsketten, was bis vor kurzem noch nicht möglich war.

Wenn sich Unternehmen also mit der Frage „Cloud oder nicht Cloud?“ beschäftigen, hat die damit verbundene Entscheidung vielfältige, langfristige und existentielle Folgen. Meist ist die Frage aber nicht mehr, ob ein Unternehmen „in die Cloud“ geht, sondern wann es dies tut und unter welchen Bedingungen.

HIRSCHTEC: Dem Thema Cloud wurde in der Vergangenheit mit sehr vielen Vorurteilen/Vorbehalten begegnet. Hat sich dies aus Ihrer Sicht geändert?

Yasser Eissa: Unternehmen sind heute vor allem wegen der deutlich weiterentwickelten Technik viel eher dazu bereit, sich ernsthaft mit dem Gedanken Cloud zu beschäftigen. Die durch ein Unternehmen identifizierten Anwendungsfälle (Use Cases) sind in einer Cloud-Umgebung, im Gegensatz zu einer On-Premise-Installation, rasant schnell umsetzbar. Ein weiterer Faktor, der immer deutlicher zum Tragen kommt, ist die Bereitschaft der Unternehmen agil zu entwickeln. Sie sind mehr als je zuvor darauf angewiesen, schneller zu sein als die Konkurrenz. Zum Beispiel, wenn es darum geht eine App eher auf den Markt bringen zu können als der Mitbewerber. Hierbei wird bewusst das Restrisiko eingegangen, eine App zu veröffentlichen, die nicht durch eine hundertprozentige Qualitätsüberprüfung gegangen ist. Man will und man kann schneller sein als der Konkurrent. Durch die Zusammenführung von Cloud- und Cognitive-Computing haben Unternehmen erstmals die Chance, bessere Lösungen für sich und ihre Kunden zu entwickeln. Und das zu wesentlich günstigeren Konditionen als in der Vergangenheit.

HIRSCHTEC: Was denken Sie, wie geht es mit dem Thema Cloud weiter? Und womit sollten sich die Unternehmen diesbezüglich beschäftigen?

Yasser Eissa: Wir können sagen, dass die Hybrid-Lösung zukünftig wohl die beste Lösung für viele Unternehmen sein wird. Es gibt oft den Fall, dass weder Cloud noch On-Premise die ideale Lösung für ein Unternehmen darstellt. Unternehmen sollten sich von Beginn an mit der Frage beschäftigen, welches Problem sie lösen möchten. Sind es beispielsweise Tests oder Workloads, die aus dem eigenen Rechenzentrum in die Cloud transferiert werden sollen, können unsere Kunden dies mit der seit Februar bestehenden Partnerschaft zwischen der IBM und VMware ganz einfach umsetzen.

HIRSCHTEC: Was würden Sie Unternehmen raten, die sich gerade mit der Frage ob Cloud oder doch lieber On-Premise, also innerhalb des Unternehmens gehosted, beschäftigen?

Yasser Eissa: Unternehmen sollten sich zuerst mit der Frage beschäftigen, welches Geschäftsproblem zu lösen ist und wie Cloud-Technologien zur Lösung beitragen können. Hierbei sollte man mit einfachen und nicht sensitiven Prozessen beginnen. Sind diese implementiert, kann man im weiteren Verlauf eines solchen Projektes weitere, noch komplexere Prozesse ergänzen. Unsere Kunden sammeln auf diesem Wege erste wichtige Erfahrungen, welche ihnen und der IT-Abteilung bei der späteren Umsetzung weiterer Prozesse wieder zu Gute kommen.

Das Beispiel der OSRAM Licht AG ist hier wohl eines der bekanntesten Beispiele, wie Unternehmen in Deutschland von Cloud-Technologien profitieren können. Osram ist einer der weltweit führenden Lichthersteller. Trotz seiner mehr als 100-jährigen Historie muss er sich möglichst agil und flexibel in einem sich stetig weiterentwickelnden Geschäftsfeld behaupten. Das prägendste Erlebnis war hierbei der Wegfall traditioneller Leuchtmittel wie der Glühlampe und der Zuwachs von Leuchtmitteln basierend auf Leuchtdioden (LED). Um sich zukünftig stärker auf die eigenen Kernkompetenzen zu fokussieren, hat sich Osram ganz bewusst für den Weg in die Cloud entschieden und bezieht nun mehr als 400 Cloud Managed Services (CMS) aus den IBM-Rechenzentren in Deutschland und Brasilien.

HIRSCHTEC: Wie arbeiten wir zukünftig im Unternehmen miteinander? Welche drei Trends/Hashtags würden Sie vergeben?

Yasser Eissa:
#MenschimMittelpunkt
#Cognitive
#RealTimeDecision
#ZusammenspielderDaten
#NeueEcosysteme

HIRSCHTEC: Herr Eissa, vielen Dank für Ihre Zeit.

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