Immer mehr Unternehmen zeigen heute mit aufwändigen Webseiten, eindrucksvollen Videos oder auch großangelegten Kampagnen wie weit sie auf dem Weg zur Digitalisierung schon vorangeschritten sind. Signalworte wie Agilität und Vernetzung dürfen in keiner Management-Präsentation und Stellenanzeige mehr fehlen.
Da ist es umso erstaunlicher, was viele Mitarbeiter immer noch tagtäglich in der operativen Arbeit er- und durchleben müssen: Da beschränkt sich der „Wissensaustausch“ oft noch auf das Hin- und Herschieben von PowerPoint-Folien auf einem USB-Stick. Da steht eine Armada von mehr oder minder gepflegten Tools und Datenbanken bereit und wird von den Nutzern mit achselzuckender Nicht-Nutzung quittiert. Und wo Dialog und Feedback-Kultur lautstark von der Führungscrew auf dem letzten Executive Meeting propagiert wurden, da herrscht großes Schweigen und Passivität.
Dabei merken Mitarbeiter und vor allem Digital Natives schnell, wenn zwischen der Außendarstellung und Inszenierung der Arbeitgebermarke auf der einen und der tatsächlichen Arbeitsgestaltung auf der anderen Seite eine Lücke klafft. Diese digitale Schere zwischen der externen Selbstdarstellung und den internen Bedingungen muss so weit wie möglich geschlossen werden. Aber wie funktioniert das und wieso geht es mit der internen Digitalisierung in vielen Unternehmen nur so schleppend voran?
Viele Unternehmen richten ihren Fokus zu stark auf neue Geschäftsmodelle und die digitale Vernetzung mit Kunden und Geschäftspartnern. Mindestens genauso wichtig ist aber die Vernetzung nach innen – durch neue Formen der Kommunikation, Kollaboration sowie der Speicherung und Aufbereitung von Wissen. Zudem wird die kommunikative Leistungsfähigkeit von Unternehmen mehr als je zuvor zum zentralen Erfolgsfaktor. Nur die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Lösungen für Interaktion und Partizipation bieten und dies als geschäftsrelevante Aktivposten auffassen, bewirken den vielzitierten „kulturellen Wandel“. Und dieser ist wiederum die Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung.
Außerdem kann nur dann eine digitale Transformation und Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen gelingen, wenn die Organisation insgesamt durchlässiger wird. Der Zugriff auf firmenrelevante Informationen über private Endgeräte oder übertriebene Schutzmechanismen beim Dialog in der Unternehmensöffentlichkeit sind in vielen Firmen noch Reizthemen. Ein weiterer Punkt ist, dass Mitarbeiter, Führungskräfte oder aber auch Geschäftsführungsmitglieder und Vorstände sich zwar nicht zwangsläufig an der firmeninternen Vernetzung und am stetigen Wissensaustausch beteiligen müssen. Was ihnen dann aber auch klar sein muss: Für andere Kollegen wird es karrieretechnisch schneller vorangehen und Konkurrenzunternehmen werden bei Innovationen, Weiterentwicklungen von Produkten oder auch der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle immer die Nase vorn haben.
Fest steht: Nur, wenn sich Mitarbeiter und Organisationseinheiten stärker über moderne Kommunikations- und Kollaborationslösungen vernetzen können und dürfen, treiben sie die Digitale Transformation von Unternehmen wirklich voran. Es muss erst der interne Austausch schnell und einfach funktionieren, damit auch der Austausch mit externen Zielgruppen und die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle gelingen kann. Einen Bruch zwischen Außendarstellung und Arbeitsumgebung darf es dabei nicht länger geben.
In diesem Sinne: Fangen Sie heute noch damit an, die digitale Schere so weit wie möglich zu schließen.