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Was nicht ist, kann ja noch werden: Digitalisierung im Unialltag

Begleitende Grafik zum Blogbeitrag "Was nicht ist, kann ja noch werden: Digitalisierung im Unialltag"

Ein Erfahrungsbericht von Christin Pagels, Werkstudentin bei HIRSCHTEC

Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 zeigt auf, dass Universitäten digitaler, flexibler und berufsvorbereitender werden müssen. Über 90 % der Studierenden sehen Verbesserungsbedarf in Sachen Digitalisierung, so die „unicensus kompakt 13: Digitalisierung an Hochschulen“-Studie von univativ. Die Zahlen und Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Bei der Digitalisierung gibt es für deutsche Hochschulen noch einiges zu tun.

Wirft man einmal einen Blick auf bestimmte Uni-Websites, so kommt man fast nicht umhin sich die Frage zu stellen: In welchem Jahrzehnt befinden wir uns eigentlich gerade? Komplizierte Informationsdarstellungen und eine tiefe Verschachtelung von Seiten sowie Absprünge zu eigenen Fakultäts-Websites erschweren den schnellen Zugriff auf bestimmte Informationen.

Die Website meiner Universität, der Leuphana Universität Lüneburg, sieht im Gegensatz dazu schon deutlich moderner aus. Durch eine komplette Neuausrichtung im Jahr 2006 reagiert sie in einigen Punkten schon besser auf die Digitalisierung als andere, traditionelle Universitäten in Deutschland. Allerdings weist auch ihre Website Verbesserungsmöglichkeiten auf: Viele meiner Kommilitonen beklagen sich über die schwere Auffindbarkeit von Informationen und Dokumenten durch die Suche. Dies bestätigt auch die univativ-Studie: Über 80 % der befragten Studierenden nutzen die Uni-Website, jedoch finden 26 % das Informationsangebot unübersichtlich. Die meisten aktuellen Informationen liefert die Hochschule, an der ich eingeschrieben bin, über Newsletter und E-Mail-Verteiler, die man abonnieren beziehungsweise deabonnieren kann. Dies bietet den Vorteil, dass sich jeder seine News nach eigenem Interesse und nach Relevanz zusammenstellen kann. Die vielen Informationen, die sich im Universitätsalltag ansammeln, können so gut gehandhabt werden.

Für die meisten Prüfungsleistungen reicht eine Einreichung per E-Mail. Vereinzelt wünschen bzw. fordern Dozenten aber auch die Zusendung per Post, was zeigt, dass es keine festen Richtlinien gibt. Was passiert dann aber eigentlich mit eingereichten, gedruckten Hausarbeiten? Eine Dozentin erzählte mir, dass sie einmal den Verdacht hatte, ein Studierender hätte eine Hausarbeit kopiert. Sie wollte die entsprechende Originalarbeit finden. Dies stellte sie jedoch vor ein massives Problem: Sämtliche Arbeiten waren zwar im Archiv vorhanden, jedoch nicht digitalisiert und aufgrund fehlender Organisation schwer auffindbar. Sie konnte auf die gesuchte Arbeit folglich nicht zugreifen. Was bringen dann aber eine große Anzahl von Dokumenten, wenn sie keinen Zugang ermöglichen? Wozu werden Hausarbeiten überhaupt gedruckt abgegeben, wenn sie anschließend keinen Nutzen mehr erfüllen können? Besser wäre es hier sicher, die digitalen Dateien aufzubereiten, zu verschlagworten und zur internen Verwendung zur Verfügung zu stellen.

Was die univativ-Studie auch zutage fördert: Studierende wünschen sich vor allem die Teilnahme an Vorlesungen per Videotelefonie (45 %) sowie das Streamen der Vorlesung (61 %). Dies würde vor allem die Flexibilität der Studierenden steigern. Auch an meiner Universität sind diese Optionen derzeit nicht existent. Aus meiner Sicht sollte der Fokus aber zusätzlich vor allem auf einer übergreifenden Plattform liegen, die sämtliche Kommunikationskanäle und Einzelangebote der Uni wie E-Mail, Stundenplan, Prüfungs- und Notenübersicht sowie Informationen zum Mensaangebot vereint – und die auch über mobile Endgeräte zugänglich ist. Außerdem gibt es für die Bibliothek, das Stundenplantool und die Prüfungsanmeldung unterschiedliche Zugangsdaten: Hier sollte eine Vereinheitlichung stattfinden. Darüber hinaus sollte ein stärkerer Schwerpunkt auf den schnellen und unkomplizierten Informations- und Wissensaustausch zwischen Studierenden untereinander und mit ihren Dozenten gelegt werden. Ein eigener Messenger-Dienst für die Uni würde sich hierbei sicher als hilfreich erweisen.

Da ich mich als Werkstudentin bei HIRSCHTEC mit der Optimierung der internen Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen beschäftige, sehe ich bei dem beschriebenen Nachholbedarf im Unialltag viele Parallelen zu den Herausforderungen, vor denen unsere Kunden täglich stehen: Mitarbeiter wünschen sich eine genauere Suche, die Kommunikation in interdisziplinären Teams soll einfach sein und Newskanäle sollen personalisiert werden können.

Ich würde mir wünschen, dass Universitäten es den Unternehmen gleichtun und die Notwendigkeit – speziell der internen Digitalisierung – erkennen und an ihr arbeiten. Denn nur die Hochschulen, die dies wagen, werden auch langfristig erfolgreich bestehen und attraktiv für Studienanfänger sowie Wissenschaftler sein.

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