Ein Kommentar zur aktuellen innovation-alliance-Studie „Psychologie der Digitalisierung“
Ein kurzer Blick in die aktuelle Tageszeitung oder das Lieblings-Online-Medium genügt und schon zeigt sich: Die Digitalisierung beschäftigt uns nicht nur tagtäglich in unserem privaten und beruflichen Alltag. Sie wird aktuell vor allem auch in zahlreichen Studien genau unter die Lupe genommen und bewegt die Medienlandschaft. „Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher“ lautet dabei der Tenor vieler Studien. Doch so spannend, wichtig und oft auch richtig die Ergebnisse solcher Digitalisierungsumfragen und –studien auch sind: Es braucht eine differenzierte Betrachtungsweise.
Im Folgenden möchten wir uns daher einmal etwas genauer mit der aktuellen Studie „Psychologie der Digitalisierung“ von innovation alliance beschäftigen. Bei innovation alliance handelt es sich um einen Verbund von 12 Partnern aus der IT-Branche mit Cisco als führendem Hersteller von Netzwerk-, Security- und Kommunikationslösungen. Die innovation-alliance-Studie wirft einen Blick in die Köpfe von Entscheidern und widmet sich der zentralen Frage, warum die Digitalisierung im deutschen Mittelstand „nicht schnell genug vorankommt“.
Um Antworten auf diese Frage zu finden, wählten die Auftraggeber der Studie einen interessanten Ansatz: 500 Entscheider aus mittelständischen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern wurden in einem Onlinepanel „mit 52 emotional aufgeladenen Begriffen“ konfrontiert. Diese Werte und Emotionen – variierend von Liebe und Humor über Verlässlichkeit und Verantwortung bis hin zu Leistung und Ehrgeiz – sollten von den Umfrageteilnehmern dahingehend beurteilt werden, ob sie zum Thema „Digitalisierung“ passen. Kaum verwunderlich dabei: Zu den Top-3-Begriffen gehören mit je rund 88 Prozent der Nennungen: Leistung, Logik und Herausforderung. Am wenigsten mit der Digitalisierung assoziiert werden hingegen Sinnlichkeit (25,4 Prozent), Liebe (24,2 Prozent) und Trost (20,4 Prozent).
Spannend wird es jedoch vor allem, wenn man sich die Bewertung einzelner Ergebnisse bzw. die daraus gezogenen Rückschlüsse der Studienverfasser anschaut.
Digitalisierung ist eine Pflichtveranstaltung, aber eine die Zuversicht mit sich bringt
Keine Frage: Die Digitalisierung ist eine Pflichtveranstaltung, die für fast alle Entscheider einfach mit dazu gehört. Werte wie Verantwortung oder auch Disziplin knacken die 80-Prozent-Marke und werden von den Entscheidern mit der Digitalisierung in Verbindung gebracht. Doch greift es hier zu kurz, die Digitalisierung einfach mit dem (oft negativ konnotierten) Begriff „Pflichtveranstaltung“ abzutun. Denn auch fast drei Viertel (70 Prozent) der Lenker in mittelständischen Unternehmen verbinden mit ihr ein angenehmes Gefühl wie das der Zuversicht. Sie scheinen der Digitalisierung gegenüber daher durchaus positiv eingestellt zu sein.
Digitalisierung macht nicht nur Angst, sie macht vor allem auch Freude und Spaß
Laut Studienergebnissen verbindet jeder dritte Entscheider Gefühle wie Angst (32,6 Prozent) oder Einsamkeit (34,0 Prozent) mit dem Thema „Digitalisierung“. Zahlen, die verdeutlichen, dass es bei vielen Firmenmanagern tatsächlich noch ein Unbehagen im Hinblick auf die Digitale Transformation gibt. Das Ganze relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte der Befragten offenbar auch Entspannung (46,6 Prozent) und Unbeschwertheit (49,0 Prozent) im Zusammenhang mit der Digitalisierung empfindet. Zudem heißt es in der Studie: „Dass Digitalisierung nicht allzu viel mit Humor und Lust zu tun hat, ist nicht weiter erstaunlich.“ Humor (36,8 Prozent) und Lust (44,0 Prozent) scheinen aber in den Augen der Testpersonen weit mehr mit Digitalisierung zu tun zu haben als Angst (32,6 Prozent). Spaß und Freude kommen sogar auf 58,6 Prozent bzw. 63,0 Prozent.
Im Mittelstand ist Optimismus angebracht
Fest steht: Wie bei jeder Studie, so lassen sich je nach Korrelation der Werte verschiedene Schlüsse ziehen. Ganz allgemein lässt sich aber sicher festhalten, dass die Zahlen aus der Online-Erhebung durchaus Anlass zu Optimismus geben. Zwar geben 88,2 Prozent der Entscheider an, dass sie die Digitalisierung als Herausforderung sehen. Aber genau solche Herausforderungen sind auch etwas Positives. Es braucht sie, damit Menschen und Unternehmen über sich selbst hinauswachsen können. Und wer dabei der Digitalisierung mit Neugier begegnet – das sind immerhin 80,4 Prozent der Befragten – ist auf dem besten Weg, aus dieser Herausforderung eine große Chance zu machen.