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Social Media und Kunst – A Risk Worth Taking

Teil 2 : Warum Kunst und Social Media eine gemeinsame Zukunft haben

Nachdem Teil 1 dieser Trilogie einen kritischen Blick auf Social Media’s Umgang mit Kunst geworfen und einige Risiken angesprochen hat, soll es heute darum gehen, Möglichkeiten und Vorteile der Nutzung in Augenschein zu nehmen.

Kunst lebt davon, dass ein Publikum sie sieht, hört und fühlt, sich kritisch damit auseinander setzt und inspirieren lässt. Wie kann man das besser erreichen, als sich an Milliarden User im World Wide Web zu wenden?!

Schon 2010 berichtete Christian Henner-Fehr über eine in den USA durchgeführte Studie des National Endowment for the Arts. Aus dieser geht hervor: “… dass Menschen, die Kunst mit Hilfe diverser Medien konsumieren, öfter reale Angebote nutzen als die Gruppe derer, die die medialen Kunstangebote nicht in Anspruch nehmen.
Joe Frandoni zieht daraus den Schluss:

„Participation in the arts through electronic and digital media
actually spurs participation in live arts performances and
exhibitions.“

Innerhalb der vergangenen zwei Jahre haben sich diese Tendenzen sichtlich weiterentwickelt. Besonders Online stehen mit dem stetigen Fortschritt der Technologien immer neuere und bessere Anwendungen zur Verfügung und bieten damit eine solide Grundlage für Künstler, sich selbst und ihre Arbeiten bestmöglich zu präsentieren, in der Hoffnung auch neue Zielgruppen damit zu erreichen.

Basis dafür ist meist die eigene Homepage. Fotografen und Grafik Designer zeigen sich hier sehr kreativ im Umgang mit ihren Onlineportfolios.
Wenn das Budget für eine professionell programmierte Seite nicht reichen sollte, gibt es Anbieter wie wix.com, die mit vielen verschiedenen Flash-Themes das erstellen einer eigenen Galerie erleichtern.
Kosten- und werbefreie, einfachere Websites lassen sich beispielsweise mit wordpress oder tumblr bauen. Beides sind primär Blogging Tools, die sich jedoch durch ihre einfache Handhabung und Vielzahl an freien Layouts über längere Zeit für Portfoliozwecke bewährt haben.

Sowohl noch unbekannte als auch viele bereits online etablierte Künstler pflegen zusätzlich Accounts auf Plattformen wie behance.net oder deviantart.com.
Auf diesen freien Potfoliotools und Image Hosting Applications lässt sich leicht ein Konto anlegen und verwalten. Täglich werden hier auf den offiziellen Startseiten verschiedene Werke mit guten Kritiken zur Schau gestellt. Vor einem breit angelegten Publikum aus Usern erzielt dies die gewünschte „Visibility“.
Bandcamp und Soundcloud sind das Pendant dazu für aufstrebende Musiker. Sie ermöglichen sowohl den Verkauf von Musik und Merchandise-Artikeln zu erschwinglichen Preisen, als auch freie Downloads und Hörproben.
All diese Anwendungen können beliebig miteinander verlinkt und kombiniert werden und schaffen damit die Voraussetzung zum weiterleiten und verbreiten.
Auch namhafte Onlinemagazine und Blogs die sich den Themen rund um Design, Fotografie, Kunst, Musik und Film widmen, suchen hier oft nach neuen Gesichtern über die es sich lohnt zu berichten. Wer gut genug ist und sich platzieren kann, hat es geschafft einen kommerziellen Markt auf seine Arbeit aufmerksam zu machen.

Zusammenfassend kann man festhalten: Zusätzlich einen Blog zu führen und ihn vielleicht sogar mit Videos zu bestücken, die Einblicke in eigene Arbeitsabläufe bieten, kann sehr positiv zum Austausch mit Interessenten und Fans beitragen.  Auch Facebook, Twitter & Co bieten viel Output und einen engen Kontakt mit den Followern.

Um seine Arbeit effektiv auf sozialen Netzwerken darzubieten, sollte man Durchhaltevermögen mitbringen, selbstbewusst aber vor allem auch selbstkritisch sein und eine dicke Haut haben. Die Community erwartet eine konstante Leistung und kann auch schon mal sehr unbarmherzig und irrational in ihrer Kritik werden.

Abgesehen vom Marketingwert trägt das Konzept des Sharings aber auch einen nicht unwesentlichen Teil zur Inspiration vieler Leute bei. Wer etwas kreiert, hat auch oft etwas an dem er sich dabei orientiert. Nie zuvor konnte man so frei auf unzählige Arbeiten verschiedenster Künstler aus den unterschiedlichsten Epochen und Bereichen zugreifen, sich darüber informieren und austauschen.
Oft hilft das Googeln schon neue Wege zu finden, um seine Ideen effizient umzusetzen, weil irgendjemand beispielweise mit bestimmten Materialien schon Erfahrungen gemacht hat, auf denen aufgebaut und die eventuell verbessert werden können.
Fazit: Das Internet ist eine ergiebige Quelle für Kreative geworden. Nutzer treffen sich in virtuellen Räumen, um Wissen und Können miteinander zu teilen.

Einer der dies erkannt hat und das volle Potential von Social Media ausschöpft ist der 54-jährige, chinesische Künstler Ai Weiwei. Im Interview mit DER SPIEGEL sagte er sehr treffend:

„Ohne das Netz wäre ich heute nicht Ai Weiwei. Ich wäre nur ein Künstler, irgendwo, der seine Ausstellungen macht.

(…)

Man muss nicht mehr physisch zusammenkommen, du kannst individuell sein, deine eigenen Werte haben und dich trotzdem
mit anderen für eine Sache zusammenschließen. Es gibt nichts Mächtigeres als das. (…) Das ist ein Wunder, so etwas hat es
bislang noch nie gegeben.

(…)

Kunst ist für mich freie Meinungsäußerung, eine neue Art zu kommunizieren. Es geht nicht darum, in Museen auszustellen,
Dinge an die Wand zu hängen. Kunst sollte in den Herzen der
Menschen leben.“

Allen Risiken zum Trotz schafft er es, Tausende zu bewegen und gegen ein ganzes Regime aufzulehnen. Seine Kunst verfolgt oft politische Ziele und mit Hilfe der Onlinemedien erreicht er damit Gleichgesinnte aus aller Welt.

Auch an anderer Stelle führen große Ambitionen nicht selten zu gemeinsamen Projektarbeiten. Talenthouse.com zum Beispiel hat diesen Trend erkannt und gibt in regelmäßigen Abständen neue Ausschreibungen für interessierte, meist wenig bekannte Künstler frei. Wer sich hier im Wettkampf mit anderen behaupten kann erhält die Chance für und mit weltberühmten Artists zu arbeiten.
Durch die Mittel und Connections die das Internet bereitstellt entstehen dann auch schon mal Kollaborationen mit fast epischen Ausmaßen. Selbst wenn viele solcher Aktionen oft von Sponsorengeldern getragen werden, oder vielleicht nur Werbezwecken dienen, ist doch anzunehmen, dass es den einzelnen Teilnehmern dabei nicht vorrangig um Profit geht. Vielmehr stehen das Erlebnis und der Spaß im Vordergrund, sowie der Wunsch, diesen Moment mit noch mehr Menschen zu teilen.

Social Media wird so selbst zu einem Kunstobjekt. Damit beschäftigt sich dann der letzte Teil dieser Reihe etwas eingehender.

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