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Die Nutzer besser verstehen – mit Rapid User Testing

Nutzertests: Rapid User TestingNutzertests sind wichtig für die erfolgreiche Einführung eines Intranets. Je häufiger man Nutzer in den Konzeptions- und Designprozess involviert, desto besser werden die Resultate und desto geringer die Kosten für notwendige Iterationen. Ziel der User Research ist dabei nicht nur, Konzepte zu validieren, sondern vor allem auch zu einem besseren Verständnis für die Belange der Nutzer zu gelangen.

Moderierte Nutzergespräche, wie Usability-Tests oder Schulterblicke, sind sehr fruchtbare und etablierte Methoden, können aber teilweise recht zeitintensiv sein und müssen langfristig in der Projektplanung berücksichtigt werden. Insbesondere wenn sie erst spät im Projekt – zwischen Konzeptionsphase und Go-Live – durchgeführt werden, können die Ergebnisse teilweise auch für das Projektteam und die Nutzer sehr frustrierend sein, weil größere Re-Iterationen eigentlich nicht mehr eingeplant sind und etwaige Probleme damit nicht mehr rechtzeitig und mit Sorgfalt adressiert werden können.

Das kann zur Folge haben, dass Nutzertests gar nicht erst durchgeführt werden. Fatal! Denn eigentlich sind Nutzertests genau das richtige Werkzeug um langfristig Projektkosten zu senken. „Fail fast and early“ ist hier das Stichwort. Und noch viel wichtiger: Nutzertests müssen gar nicht zwangsläufig große Zeit- und Budgetfresser sein. Manchmal genügen kleine Feedbacks zu einzelnen Kernthemen der Konzeption aus, um im Projekt weiterzukommen und die Bedürfnisse der Nutzer bestmöglich zu berücksichtigen.

Im Folgenden seien einige Methoden des „Rapid User Testings“, also Methoden mit geringem Aufwand für das Testdesign und schneller Durchführung, kurz vorgestellt:

Präferenztests 

Hierbei handelt es sich um eine einfache Präferenzabfrage zwischen zwei oder mehr Konzept-Kandidaten. Startseiten, Logos, Farben oder Werbemittel – die Anwendungsfälle sind sehr vielfältig. Am besten eignet sich diese Methode bei mehreren augenscheinlich „gleichrangigen Kandidaten“. Befindet man sich als Projektteam gerade in der „Zwickmühle“, kann ein schnelles Urteil der Nutzer noch einmal neuen Schwung bringen.

Empfohlenes Tool: Usabilityhub.com
Vorbereitungszeit: 15 Minuten
Durchführungszeit pro Nutzer: 2-3 Minuten
Ablauf: Der Tester wählt aus zwei bis sechs Bildern einen Kandidaten aus, der ihn am meisten anspricht und gibt ein kurzes schriftliches Feedback.

Fünf-Sekunden-Test 

Sind die wichtigsten Inhalte gut lesbar? Verstehen die Nutzer den Sinn und Zweck dieser Seite auf Anhieb? Wenn es darauf ankommt, kurz und prägnant Botschaften zu vermitteln oder Nutzer bestimmte Funktionen und Elemente von vornherein schnell verstehen sollen, dann eignet sich der Fünf-Sekunden-Test sehr gut.

Hierbei wird den Testern für nur fünf Sekunden ein Bild, ein Screenshot o. ä. gezeigt. Im Anschluss sollen die Tester dann bestimmte Fragen zu dem, was gezeigt wurde, beantworten.

Empfohlenes Tool: Usabilityhub.com
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Durchführungszeit pro Nutzer: 2 bis 5 Minuten (je nach Umfang der Folgefragen)
Ablauf: Den Testern wird für fünf Sekunden ein Bild gezeigt und sie müssen dann Fragen zu dem gezeigten beantworten.

First-Click-Test 

Beim First-Click-Test wird geprüft, ob die Nutzer anhand eines Screenshots eine bestimmte Aufgabe korrekt und einfach ausführen können. So wird die allgemeine Usability einer Seite getest und auch, ob die erforderlichen Elemente für die Bewältigung bestimmter Aufgaben sichtbar und verständlich sind.

Die Aufgabe könnte sein: „Wo würden Sie klicken, um die gezeigten Suchergebnisse zu sortieren?“ oder „Wo würden Sie klicken, um zum Nachrichtenarchiv zu gelangen?“ usw. Die Ergebnisse werden übersichtlich als Heatmap präsentiert.

Empfohlenes Tool: Optimalworkshop.com
Vorbereitungszeit: 5 Minuten
Durchführungszeit pro Nutzer: 1 Minute
Ablauf: Der Tester klickt auf einen bestimmten Punkt im gezeigten Bild, um eine zuvor gestellte Aufgabe zu erfüllen.

Card Sorting 

Eine sehr beliebte Methode unter Informationsarchitekten! Unter welchen Hauptnavigationspunkten vermuten Nutzer welchen Inhalt? Welche Nomenklatur (verbindliche Sammlung von Benennungen für ein bestimmtes Themengebiet) kommt den Nutzern am meisten entgegen? Hier können Sie Ihre Sitemap auf den Prüfstand stellen. Nutzer sortieren vorgegebene Karten (die einzelnen Items der Sitemap) unter vorher festgelegte Kategorien (Closed Sort) oder entwickeln eigene Kategorientöpfe (Open Sort). Diese Methode eignet sich sehr gut, um besser zu verstehen, wie Nutzer im Intranet navigieren.

Empfohlenes Tool: Optimalworkshop.com
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Durchführungszeit pro Nutzer: 10 bis 20 Minuten, je nach Anzahl der Karten.
Ablauf: Tester sortieren vorgegebene Items nach zuvor festgelegten Kategorien (Closed Sort) oder entwickeln eigene Kategorien (Open Sort).

Diese kurze Übersicht soll zeigen: Nicht immer müssen Nutzertests mühsam und ressourcenintensiv sein. Umfassende Usabilitytests sind gut und wichtig und liefern häufig genauere Ergebnisse in besserer Qualität (mehr zum Thema im Blogbeitrag „Wir testen uns zu mehr Nutzerfreude!“). Kleinere und auf wenige Anwendungsfälle fokussierte Tests können aber nicht nur eine willkommene Ergänzung zur User-Research-Strategie sein, sondern passen oft besser zu kurzen Projektlaufzeiten bzw. Sprints und animieren dazu, häufiger die Endanwender mit ins Boot zu holen.

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