Virtuelle und ortsungebundene Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung. Wird virtuelle Führung zu einem Management-Skill?
Wir bei HIRSCHTEC glauben: Ja. Dabei stehen hervorragende digitale Instrumente, wie z. B. Yammer oder Microsoft Teams aus dem Office 365-Baukasten zur Verfügung. Doch stellen sich in diesem Kontext (nicht nur) für Führungskräfte, Teamleiter u. A. auch zahlreiche kulturelle Herausforderungen und Fragen:
- Räumliche Distanz? Natürlich. Und natürlich ersetzt nichts den persönlichen Austausch. „Wie reagiert mein Gegenüber? Erhalte ich Zustimmung für meine Idee? Rollt er genervt mit den Augen?“ – Das alles und noch viel mehr verraten uns Mimik, Gestik, Körpersprache. Über Videokonferenzen und -calls werden diese Signale ein Stück weit weniger eingefangen und weitergetragen. Deswegen: „Ja-Straßen“ bauen und häufigere Rücksprache als in persönlichen Gesprächssituationen stellen: „War das für alle verständlich?“, „Weiß nun jeder, wo er die Informationen findet?“, „Sind die nächsten Schritte für jeden nun klar?“.
- Effizienz und Ergebnisorientierung? Richtig ist, dass Teams, die virtuell miteinander arbeiten, mehr schriftliche Kommunikation benötigen. Häufig kehrt dadurch aber mehr Verbindlichkeit ein und werden operative redundante Nachfragen erheblich reduziert bzw. durch die Community beantwortet. Digitale Statements und Postings bedeuten zudem nicht, dass sich Führungskräfte verstärkt rechtfertigen müssen. Sie haben vielmehr die Chance, Kontextinformationen zu einer Entscheidung mitzuliefern und dadurch das Verständnis für Zusammenhänge zu fördern („Wir machen das so, weil …“). So können sich Mitarbeitende schneller auf den Kern der Aufgabe fokussieren als sich Fragen um das „Drumherum“ stellen zu müssen.
- Kontrollverlust? Die Ur-Angst: Wird fokussiert gearbeitet oder herrscht größere Versuchung der Ablenkung und weniger soziale Kontrolle als im Büro? Klare Antwort: Dies ist keine Frage von Büro vs. flexiblen Arbeitsorten. Wer meint, seine Aufgaben vernachlässigen zu können, hat dazu stets die Gelegenheit, z. B. via privatem Smartphone. Digitale Zusammenarbeit bietet für alle Beteiligten vielmehr den Vorteil, dass deutlicher wird, wer für das Arbeitsergebnis verantwortlich zeichnet (veröffentlichte Dokumente, letzte Bearbeitung etc.).
- Teamgeist? Weniger persönlicher Kontakt = weniger Gemeinsinn? Diese Gleichung stimmt nicht. Führen auf räumliche Distanz muss keine negativen Auswirkungen auf das Commitment von Mitarbeitenden haben: Im Gegenteil. Klare, präzise schriftliche Formulierung der Erwartung oder ein niedrigschwelliges digitales Lob knüpfen starke Bande: Der Like-Daumen oder Smiley als öffentliche Wertschätzung sind nur ein Beispiel. Und übrigens: Auch ein gepostetes freundliches Gif-Bild oder Emoticon hat noch nicht zum Autoritätsverlust geführt. Oftmals freuen sich andere Teammitglieder sogar über eine positive Geste gegenüber Kolleginnen oder Kollegen und verstärken die Botschaft durch ihr eigenes „Like“. Virtuelle Zusammenarbeit kann also den Beteiligungsgrad und -willen deutlich erhöhen.